Die Kalkschulter (Tendinosis calcarea) ist eine Erkrankung im Bereich der Schultersehnen, besonders der Supraspinatussehne. Ursächlich kann eine Minderdurchblutung der Rotatorenmanschette bestehen, die zur Kalkablagerung in der Supraspinatussehne führt. Aber fast immer kommt es zu einer Umwandlung von Sehnenzellen, die dann Kalk einlagern können. Wann diese Zellen sich umwandeln und, vor allem, wann sie sich wieder zurückwandeln und den Kalk dabei abstoßen, das wird erforscht.
Der Grad der Belastung der Schulter und vorher erlittene Verletzungen oder Stürze auf die Schulter scheinen dabei unerheblich zu sein. Die Mehrzahl der Patienten ist zwischen 40 und 50 Jahre alt.
Häufig steht der Begriff der Kalkschulter als Sammelbegriff für entzündliche und verschleißbedingte Veränderungen der Schulter. Es gibt aber verschiedene andere Ursachen für diese Veränderungen, die mit einer Kalkschulter nicht verwechselt werden dürfen. Die Therapieempfehlungen der Schulterexperten unterscheiden sich bei einer Kalkschulter deutlich von der Behandlung anderer Schultererkrankungen.
Meist tritt eine Kalkschulter im mittleren Lebensalter - etwa zwischen dem 30 und 50 Lebensjahr - auf. Rund 70 % der betroffenen Patienten sind Frauen. Bei älteren Menschen kommt das Erkrankungsbild seltener vor. Was genau die Auslöser einer Kalkschulter sind, ist wissenschaftlich bislang noch nicht abschließend geklärt. Vermutet wird jedoch eine Umwandlung von Sehnenzellen in Speicherzellen, die dann kalk einlagern können. Eine weitere Tehorie ist, dass der Kalk aus dem Knochen kommt und dort entsteht, wo die Supraspinatus- und Infraspinatus-Sehne zusammen am Oberarm ansetzen. Dem widerspricht jedoch, dass es keine typische Lokalisation des Kalkes in der Sehnenhaube (Rotatorenmanschette) gibt.
Wenn Sie einen plötzlichen Schmerz in einer Ruheposition haben oder die Schmerzen bei Bewegung stärker werden, kann das auf eine Kalkschulter hinweisen. Typisch sind Schmerzen in der Nacht, die schwer zu behandeln sind.
Die Behandlung der Kalkschulter erfolgt meist konservativ. Schmerzstillende und entzündungshemmende Medikamente sowie Kühlung der Schulter lindern die Schmerzen und bremsen die Entzündungsvorgänge. Auch eine Injektion mit leichten Schmerzmitteln führt zu einer schnellen Schmerzreduktion. Eine Stoßwellentherapie kann wiederkehrende Schmerzen in der Schulter ebenfalls lindern. Hierbei wird das Kalkdepot gezielt mit energetischen Schallwellen beschossen. Die dadurch geförderten biologischen Heilungsprozesse lösen die Kalkeinlagerung auf. Sobald die Schmerzen der Kalkschulter es wieder zulassen, sollte das Schultergelenk bewegt werden. Dafür erhalten Sie vom Physiotherapeuten spezielle Übungen.
Eine gute Methode ist die Ultraschall-gezielte Punktion des Kalkherdes mit Absaugen des Kalkes. Diese Methode wird von uns regelmäßig angewandt.
Wenn alle konservativen Behandlungsmethoden über einen längeren Zeitraum zu keiner Schmerzlinderung führen, oder der Schmerz immer wieder auftritt und keine Besserung eintritt, kann in seltenen Fällen eine Operation notwendig sein. Meistens sind dann aber auch andere Veränderungen im Schultergelenk, die zu den Schmerzen geführt oder diese verstärkt haben.
Während der Operation werden die Kalkdepots entfernt und der Raum unter dem Schulterdach (Akromion) erweitert. Dieser Eingriff wird in der Regel arthroskopisch (minimalinvasiv) durchgeführt. Während der Operation können gleichzeitig Zusatzschäden (Arthrose, Rotatorenmanschettenriss) diagnostiziert und gegebenenfalls mitbehandelt werden.
Dr. Martin Schwarz, MSc, Prim. a.D.
Facharzt für Unfallchirurgie,
Facharzt für Orthopädie und Traumatologie Schulterzentrum Wien
Ordination für Schulter, Knie und Sportverletzungen